Hey, Diebe, sie haben meine letzten Konserven. Haltet sie! Haltet sie!
In den Kerker mit ihnen!
Wie Sie alle wissen, findet am kommenden Sonntag die große Parade statt, in der sich der einmalige, besondere, liebenswürdige Kaiser Ihnen, seinem Volk zu präsentieren gedenkt.
Denken Sie, es war klug, die Parade jetzt schon zu verkünden? Sie wissen doch, die fehlende Garderobe.
Alle gekündigt und des Landes verwiesen. Keine Schneider und Designer mehr im Land.
Ich habe nichts zum Anziehen!!
Ich kann es nicht mehr hören. Deine Schränke, deine Truhen und Kisten und Tüten und
Regale sind voll bis oben hin mit Hosen und Hemden und Westen und Kleidern und Mänteln und Schuhen. Und da sagst du, du hast nichts zum Anziehen? Ha ha ha ha ha!
Alles langweilig, alles unmodern, alles schon hundertmal getragen. Langweilig.
Aber erst vorgestern habe ich das komplette Militärbudget für eine Pariser Sondercoture ausgegeben. Gestern gefiel es Ihnen noch. Wir haben allen Designern gekündigt.
Es ist grauenvoll: Ich habe nichts zum Anziehen! Ihr entwerft mir etwas für meine Parade!
Unser Geheimnis ist der Stoff. Er ist so majestätisch zart und lichtdurchlässig, dass er nur für majestätische Menschen sichtbar ist, aber nicht für jene, die dumm und blöd sind und für ihren Job nicht taugen.
Bis morgen Abend muss das Kleid fertig sein. Wenn nicht, hängt ihr.
Bleibt ganz mal ruhig. Ich habe den perfekten Plan, Jungs.
Ein Brief von der Kaiserin für mich. Sie möchte mit mir im Mondschein spazieren gehen. Heute Abend.
Das wird eine Parade, von der die Leute in 50 Jahren noch begeistert sprechen werden. Ich werde ein Gewand tragen, das jedem, der mich sieht, den Atem verschlägt.
Und zudem habe ich endlich die Möglichkeit, herauszufinden, wer in meinem Land dumm ist.
Mit diesem neuen Kleid, werde ich sie alle entlarven. Morgen abend weiß ich, wer von euch klug und wer dumm ist. Es wird keine Nachsicht geben.
Da Sie als Kleiderministerin den größten Kleider-Sachverstand haben, möchte ich, dass sie die beiden in den Kerker begleiten und mir danach Bericht erstatten.
Ich fühle mich sehr geehrt, mit Ihnen im Mondschein spazieren gehen zu dürfen.
Sie lügen! Alle drei! - Ich möchte Ihnen ein Angebot machen.
Wenn Sie Ihren Plan aufgeben, sorge ich dafür, dass Marie Meyer und Kunz verschwinden können, bevor der Kaiser etwas merkt.
Dafür werden Sie mein persönlicher Diener und Gespiele und massieren mir jeden Abend die Füße. Sie gefallen mir!
Die Füße massieren! Was denkt sich diese feine Dame? Hat die keine anderen Probleme? Ich kann es nicht fassen.
Was macht ihr da? - Wir nähen gerade den Rockschoß aus hawaianischem Sternenstaub,
so funkelnd und bezaubernd, schauen Sie mal!
Es ist wirklich unglaublich beeindruckend, was Sie da bisher geschaffen haben, oder Frau Ministerin? - Aber ja, der Kaiser wird beeindruckt sein!
Die Kaiserin! - Ah, das neue Kleid. Ich sehe nichts gar nichts. Das heißt also, ich bin dumm und tauge nicht für meinen Job. Wirklich eine clevere Idee. Also, wie habt ihr euch entschieden?
Wir bleiben. Alle drei.
Der Staatshaushalt ist leer. Wo soll das alles nur hinführen?
So beruhigen Sie sich doch. Nach der Parade wenn unser Kaiser in diesem Kleid... - Ach ja, das Kleid ... ein Traum!
Sie haben es doch gesehen? Das Kleid? - Auf jeden Fall, habe ich das Kleid gesehen ...
Ich brenne auf Ihre Berichte! Nun erzählen Sie schon!
Die Farben sind gold-silber ineinander fließend, mondblau schimmernd. Das Muster kakaokarriert und hahnenförmiger Sternentritt.
Unglaublich, Unglaublich. Mein Volk wird die Parade morgen niemals vergessen.
Heute Abend werd ich das Kleid endlich anprobieren, bis dahin muss ich Körperpflege
betreiben. Und morgen wird mein Volk mich so sehen, wie es mich noch nie gesehen hat!
Angenommen der Plan geht wirklich auf, was hätten wir davon?
Unser Leben zum Beispiel. - Ein bisschen mehr sollte dabei schon rausspringen.
Wir fordern einen großen Sack Taler, sonst wird Majestät das neue Kleid leider nicht zur Parade tragen können. - Warum so bescheiden? Wir verlangen einen riesigen, großen Sack Scheine.
Majestät, nun ist es soweit, hier kommt Ihr neues Gewand. - Endlich! Ich kann es nicht eine Sekunde länger aushalten.
Zuerst müssen wir übers Geschäftliche reden.
Was sind Ihre Vorstellungen, das Geschäftliche betreffend? - Ein riesiger Sack voller Scheine! - Oho! Ein riesiger Sack voll Scheine, sagen Sie? Das ist vermessen, aber mutig.
Gut, ich mag Ihre Unverfrorenheit, ich willige ein ... Ich habe heimlich etwas vom Bildungsetat abgezwackt, um mir ein diamantenes Taschenset zu kaufen.
Gut, ich möchte jetzt endlich, endlich, endlich mein neues Gewand sehen. Wer weiß, vielleicht spricht es mich ja gar nicht an. Dann hat sich das mit dem Geschäft sowieso erledigt. Dann wartet der Galgen.
Öffnen Sie jetzt die Augen!
Ich staune, ich staune. Das muss ich wirklich sagen.
Schauen Sie, diese Stickereien, wie sie in den Wams einfließen. Und der Faltenwurf in den Ärmel, diese Art des Faltenwurf hat es so noch nie gegeben. - Sind Sie zufrieden, Majestät?
Ich bin, ähm, ich bin sprachlos, ich muss gestehen...
Lasst mich mitmachen bei euern albernen Spielchen … Lasst mich das Kleid sehen!
Und? - Oh Gott! - Was denn? - Das ist ... - Was ist es denn? Nun sag doch endlich!
Das ist ein absolutes Meisterwerk! Ich hab noch nie im Leben ein schöneres Kleid gesehen. Ich bin wirklich überwältigt. Respekt, Respekt.
Ich muss dir mal wieder recht geben, meine Liebe. Dieses Gewand ist ein Wunder. Was sage ich, Gewand. Das sind vom Himmel gefallene Wolken,in die ich mich hüllen werde. Ihr habt mir nicht zu viel versprochen. Tut mir den Gefallen und seid morgen zur Parade an meiner Seite. Dort sollt ihr auch euern Lohn bekommen.
Und jetzt alle raus, ich möchte allein sein!
Habt ihr schon gehört? Das Kleid? Es soll außergewöhnlich sein, aber nur für diejenigen sichtbar, die Ihres Jobs würdig sind. - Wirklich? Sagen sie bloß, nicht für alle sichtbar?
Ja und wenn man blöd ist, sieht man das Kleid auch nicht, nur kluge Menschen können es sehen.
Er kommt.
Bravo! Wunderbar! - Einmalig, diese Uniform.
Begrüßen Sie nun Ihren einzigartigen Kaiser!
Aber, er hat doch gar nichts an! Der Kaiser hat nichts an! Hey Kaiser, du bist nackt.
...
Ihr elenden Luschen! Ihr Speichellecker! Ihr Warmduscher! Ihr Sitzpinkler!
Keiner von euch hatte den Mut, mir zu sagen, dass ich nackt herum laufe? Keiner? Erbärmlich! Und du, meine Frau? Was war mit dir? Ministerpräsident, was schauen Sie wie ein Auto? Ihr müsstet euch alle mal sehen. Eure Gesichter. Das ist doch zu blöd. Ein nackter Kaiser. Ha. Ha. Ha.
Ja, lacht ruhig alle. Ich sollte euch hängen lassen. Aber andererseits: Ihr hattet
recht, so wie heute hat mich mein Volk noch nie gesehen. Oder?
Kaiser, Ihr Volk hat Hunger! Geld gibts genug, ihr gebt einfach nur alles für Klamotten
und Schnick Schnack aus. Die Menschen brauchen etwas zu essen.
Der Kaiser lässt verkünden, dass in diesem Land niemand jemals wieder Hunger leiden wird.